Heute ist mein 3. „Zweit-Geburtstag“ und daher habe ich bewusst diesen Tag ausgewählt, um meinen Blog Beitrag weiter zu schreiben. Falls ihr den ersten Teil verpasst habt, könnt ihr diesen hier nachlesen: Sprachlos (Teil 1)

Ich weiss noch, die erste Nacht auf der Intensivstation war ziemlich grausam weil irgendwo eine Frau dauernd weg wollte.
Naja, irgendwann war dann Ruhe und auch ich kam zur Ruhe. Oder auch nicht weil alle, ich glaube 2 Stunden, eine Schwester nach mir schaute ob ich noch da bin. Morgens., es wurde grade hell konnte ich mich eigentlich das erste mal bewusst sehen. Bzw. sehen, dass ich in jedem Arm eine Nadel stecken hatte. Mir wurde dann klar warum ich nie auf die Toilette musste. Katheter im – naja ihr wisst schon. Nur das warum war mir noch nicht so klar.

Und so haben die Schwestern und Pfleger nach mir gesehen, mir Frühstück gebracht und sogar einen eigenen Fernseher.
Die Zeit verging und irgendwann kam dann mein Schatz mit meinem, wie ich damals noch glaubte, besten Freund. Aber das ist eine andere Geschichte, auf die ich vielleicht später noch zurück komme.

Jedenfalls habe ich dann mit meiner Mutter telefoniert. Und mit einem Arbeitskollegen. Dieser hatte ein Problem bei einem Kunden. Und ich wurde Opfer meines eigenen Sarkasmus. Er fragte noch ob alles ok sei und ob es mir gut geht. Ich entgegnete „Nein, gerade nicht so.“ Er fragte trotzdem ungeniert bzgl. seines Problems und ich konnte sogar noch helfen. 
Zu diesem Zeitpunkt war mir noch nicht klar, dass ich nie mehr so weitermachen kann wie 24 Stunden vorher. Alles in allem habe ich gar nicht mehr so die kompletten Erinnerungen an diese Zeit. Es kamen immer wieder mal Ärzte nach mir sehen und es war auch alles soweit ok.

Den Rest des Tages verbrachte ich liegend, fernsehend und mit meiner Frau redend. Es durfte ja sonst kein Besuch auf die Intensivstation.

Die Nacht war dann auch ruhig und ich konnte den umständen entsprechend schlafen. Ich hatte eine grosse Vorfreude auf den nächsten Tag, es war mein Geburtstag. Im übrigen sollte ich, wenn alles gut geht von der Intensivstation runter kommen.

Insgesamt muss man mit den Aspirin Cardio ziemlich ruhig liegen, so insgesamt 24 Stunden. Diese waren dann jetzt um, und mir wurde auch bald schon der Katheter gezogen. Ersatzweise bekam ich ne lustige Flasche und ich fragte mich schon warum ? Ich kann ja aufs Klo marschieren?!

Nein konnte ich nicht da ich jetzt erst feststellte das meine gesamte rechte Seite gelähmt war.
„Scheisse, Scheisse, Scheisse!“ was so mein erster Gedanke, mein zweiter „Na dann mal los, kämpfen, damit du wieder auf die Beine kommst.“

Aber erst mal musste ich auf der Intensivstation bleiben. Zum Glück war dann in der Nacht die Kontrolle nicht mehr soooooo engmaschig wie die Nacht zuvor. 

Der nächste morgen war dann wieder ein besonderer, es war nämlich mein „richtiger“ Geburtstag. Ich bekam sogar ein Törtchen mit Kerze drauf vom Pflegepersonal. 

Geburtstag auf der Intensivstation am 2.1.2017

Und kurz darauf kam ich dann auch weg von der Intensivstation auf die Post Stroke Unit im Limmattalspital. Und dann noch in ein Doppelzimmer, ein Glück dachte ich mir. Also ab reingeschoben um anschließend meine Pflegerinnen und Pfleger kennen zu lernen. Super liebe Menschen die sich mit Herz und Seele um alles kümmern.
Und weil ja mein Geburtstag war bekam ich ein ganz besonderes Geschenk:

„Geburtstagsgeschenk“ des Krankenhauses…: Ein Rollstuhl auf Zeit.
(Quelle: Pixabay)

Es sollte mein Begleiter sein für den Rest der Woche.
Ich freute mich erst sehr, als ich auf das Zimmer kam, leider war die Freude schon sehr bald verflogen. Mein Zimmernachbar war einer der besonders reinlichen Gattung Mensch, der immer auf seine Gesundheit achtet…NICHT! 😀

Zum einen verpasste er jeden Termin, also zumindest die Termine mit den Ärzten, die mit dem Alkohol in der Kantine weniger. Dann verabreichte er sich Insulin so pi mal Daumen. Folgend daraus faulte ihm der Zeh ab. Nachts wurde dann gefurzt und gerülpst wie verrück, so dass ich nur mit Kopfhörer zum einen, Tempo mit Menthol in der Nase zum anderen, schlafen konnte. Morgens versprühte die Putzkraft immer eine komplette Dose Duftspray in dem Raum und das Bett musste komplett runderneuert werden.


Ich weiss bis heute nicht genau warum er auf meiner Station war, ich weiss nur das ich am WE nach Hause durfte und als ich Sonntag Abend wieder ins Spital kam, war er nicht mehr auf dem Zimmer, angeblich war er auf der Chirurgie, weil ihm der Zeh abgenommen wurde.

Aber es war zum Teil auch lustig, beispielsweise als wir mit dem Rollstuhl durch die Flure gerannt sind. Einmal kam eine Logopädin zu mir um das mit der Sprache mal zu checken. Ich sollte mir vorstellen das ich in meinen Lieblingsladen einkaufen gehe und was ich kaufen würde. Hab ich ihr gesagt, inkl. Preise und ein Friseurbesuch war auch noch drin. Sie meinte dann „Ich glaube ich brauch dann nicht mehr zu ihnen kommen, Herr Tapprich.“ Nö brauchte sie nicht.

Und so ging die Woche dahin, mit viel Physio- und Ergotherapie. 
Am Freitag war dann auch ein grosser Tag. Ich durfte für das Wochenende nach Hause. Aber nur unter einer Voraussetzung: Manu muss mir die Thrombose Spritzen setzen was eher schlecht ist wenn man Spritzen nicht mag. Sie stellte sich aber als wahre Meisterin im spritzen heraus. Ich bekam nämlich keinerlei Blutergüsse. 

Leider war das Wochenende viel zu schnell vorbei und ich musste wieder zurück ins Spital. Dort angekommen war ich plötzlich alleine auf dem Zimmer. Meinem Zimmernachbar musste auf der Chirurgie der Zeh amputiert werden. Folge des Insulin-Missbrauchs.  Und so hatte ich eine angenehme und wie sich herausstellen sollte letzte Nacht im Spital. 

Am nächsten Tag durfte ich auch nach Hause. Da ich keine Rehabilitation stationär machen wollte bin ich dann entlassen worden. Mit Verordnungen zur Physio- sowie Ergotherapie fuhr ich mit Manu nach Hause. 

Ein paar Tage später hatte ich einen Termin bei der Physiotherapie. Die war nämlich luftlinie 100 Meter entfernt. Das dies aber – trotz meiner Schiene am Bein – eine Tortur werden sollte war mir nicht klar. Ich brauchte nämlich so eine halbe Stunde für diese 100 Meter. Vor allem über die Straße war ein Problem weil dauernd Autos kamen. Dort angekommen lernte ich meine Physiotherapeutin kennen, der ich heute noch sehr sehr dankbar bin.